05 März 2012

Ich mag mich!


Gestern habe ich bei Frag die Gurus einen sehr berührenden Eintrag von Koko gelesen. Der Titel: „Ich mag mich!“
Es geht darum, ob man sich selbst so akzeptiert, wie man ist, auch wenn andere etwas an einem auszusetzen haben. Den Schlüsselsatz fand ich sehr wichtig:
Wenn wir uns selber mögen, dann strahlen wir das auch aus.

Ich selbst kann inzwischen auch sagen „Ich mag mich!“ Das war lange Zeit nicht so.
Ich war in der weiterführenden Schule von Anfang an eine Außenseiterin.
Alle anderen waren Kinder von Lehrern, Ärzten oder gar Professoren, meine Eltern sind einfache Angestellte. Dementsprechend konnte man uns die Unterschiede schnell ansehen: Während die anderen durchgehend Markenklamotten trugen, kam ich in Sachen von Aldi oder C&A daher. Aber mal im Ernst: Wer bitte schön braucht in der Schule eine Original Louis Vuitton Tasche??
Dazu kam, dass ich in der Pubertät schnell zunahm und als erste meine Mitschülerinnen etwas entwickelte, was man durchaus einen weiblichen Busen nennen konnte. War es Neid oder fanden sie das abnormal? Ich weiß es bis heute nicht, aber „Fette Sau“ gehörte noch zu den netten Sachen, die ich mir anhören durfte.

Meine Eltern haben es mir auch nicht gerade leicht gemacht. Weigerte ich mich, etwas zu essen, weil es mir zu fettig war, wurde geschimpft, ich sei wählerisch. Meine Mutter hat mir des öfteren vorgehalten „Kind, zieh dich mal aus und stell dich vor den Spiegel. Ekelst du dich nicht selbst, fett wie du bist??“ Sprachs, wog das gleiche wie ich, war aber 10cm kleiner. Wer ist hier nun fett?

Mir ist durchaus bewusst, dass es gesünder für mich wäre, wenn ich einige Kilos abspeckte. Allerdings muss ich sagen: Ich finds gut, so wie ich bin! Und das meine ich echt so! Ich sehe definitiv gesünder aus als manche Frauen, an denen man auf den Rippen Xylophon spielen kann und es ist auch nicht so, als könnte ich mich vor lauter Fett nicht mehr bewegen. Gut, meine Kondition ist nicht die Beste (Yeah, Klischee!!), aber das war sie auch nicht, als ich mit 6 Jahren 14 Kilo gewogen habe! Ist wohl ne erbliche Sache, meine Mutter ist gesichert lungenkrank.

Ich stehe inzwischen dazu, dass ich mehr bin als andere und auch, dass ich ein Gesicht fürs Radio hab. Ich versuche, das Beste draus zu machen. Es gibt inzwischen so wunderschöne Kleidung für Mollige, auch zu bezahlbaren Preisen. Man muss eben nicht immer zu Ulla Popken gehen, sobald die Größe 44 überschritten ist und man muss dann auch keine Kartoffelsäcke tragen!
Und was das Gesicht angeht: Ich bin fleißig am lesen, lernen und üben, um mich so gut ich kann in Szene zu setzen und so gut auszusehen, wie ich nur kann!
Und ich finde, ich hab mich echt extrem gebessert!

2005

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Dezember 2011

Ich bin so wie ich bin und es gibt tatsächlich Menschen, die mich so gern haben. Ich glaube, mein Mann hätte mich nicht geheiratet, wenn er mein Gewicht abstoßend fände oder so. Ich hab bei unserem Kennenlernen 15 und bei unser Hochzeit 5 Kilo weniger gewogen als jetzt im Moment. Außerdem hab ich eine wundervolle Freundin gefunden, die auch nicht müde wird, mir zu sagen, dass ich auch mit meinen Rollen toll aussehe. Danke dafür, Nisi :-*

Inzwischen habe ich eine ganze Menge Selbstbewusstsein aufgebaut. Während ich in der Schule passend zu meinen blonden Haren fast nur Erdtöne trug, um ja nicht aufzufallen, hab ich heut gern knallige Make Ups und Klamotten oder laufe auffällig-provokativ im Gothic-Style herum und habe den Kopf stolz erhoben und nicht zu Boden gesenkt wie früher.
Eins weiß ich genau: Ich werde mich nicht ändern, nur weil es das Schönheitsideal so haben will, denn: 
Ich mag mich!